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 Ich sehe alles noch ganz deutlich vor meinen Augen. Ich bin zehn Jahre alt und steige ängstlich die Treppen in den fünften Stock hinauf. Es ist dunkel im Flur und es riecht nach Essen. Die Tür ist offen, ich gehe in die Wohnung. Es stinkt nach Zigaretten. Das Klavierzimmer ist das letzte Zimmer hinten im Gang rechts. Peter sitzt noch am Flügel und spielt - er ist immer vor mir an der Reihe. Er hat es gut. Seine Stunde ist gleich zu Ende. Meine beginnt erst. Ich sage leise: ' Guten Tag! ', setze mich in den Sessel und stelle meine Tasche auf den Boden neben den Sessel. Der Sessel steht in einer dunklen Ecke, direkt neben dem Regal mit den Büchern und Noten. Über dem Sessel hängen Fotos von ihren Konzerten. Dazu Zeitungsausschnitte. Meine Klavierlehrerin ist eine begnadete Pianistin. Ihr Platz ist in einem Orchester, aber ihre Bewerbungen hatten alle keinen Erfolg. So muss sie weiter kleinen unmusikalischen Kindern wie mir Unterricht geben. Sie steht neben dem Klavier. Ihr Hund liegt - wie immer - auf seinem Teppich hinter dem Klavier. Ich mag ihn nicht, er stinkt.
 Es ist soweit. Ich bin dran. Ich setze mich an den Flügel. Ich packe die Noten aus und stelle sie auf den Notenständer, dann stelle ich meine Tasche unter den Stuhl. Der Hund bellt. Auf dem Klavier zwischen der Vase und der Lampe steht die weiße Beethoven-Büste. Beethoven schaut ernst wie immer. Aber heute steht noch ein Teller neben der Vase. Es ist Dezember, Weihnachtszeit. Auf dem Teller sind Lebkuchenherzen. Frau Schabowsky bietet mir eins an. Ich mag keine Lebkuchenherzen, aber ich nehme eins. So gewinne ich Zeit. Sie stellt den Teller wieder neben die Vase. Ich beginne eine Etüde. Sie unterbricht mich: ' Nein, so geht das nicht, noch einmal von vorn. Der Rhythmus stimmt nicht. ' Sie stellt sich hinter meinen Stuhl und schlägt den Takt auf meinem Rücken. Der Hund bellt, meine Hände werden nass. Ich spiele wie in Trance. Ihre Kommentare höre ich kaum noch. Der Hund steht auf, läuft dicht an mir vorbei und legt sich vor das Regal. Meine Finger wollen nicht mehr über die Tasten laufen. Ich bleibe hängen, rutsche ab, Katastrophe. Ich spüre den Boden unter meinen Füßen nicht mehr...
 Endlich: Es klingelt. Der nächste Schüler kommt. Frau Schabowsky macht keine Pausen zwischen den Schülern. Sie schreibt mir noch schnell ins Heft, dass ich nicht geübt habe, dass meine Mutter mitkommen soll, und dass es so nicht weitergeht. Ich lege das Heft in meine Tasche zwischen die Noten, stehe auf und verabschiede mich. Als ich vor die Tür gehe, laufen mir schon die ersten Tränen über das Gesicht. Die Sonne scheint, über mich lacht ein blauer Himmel. Es ist ein schöner Tag - eigentlich. Ich habe Angst, nach Hause zu gehen, Angst vor meiner Mutter.
 Nach 18 Monaten geht es wirklich nicht mehr so weiter. Wir haben großes Glück: Meine Klavierlehrerin geht ans Konservatorium nach Wien. Unsere Qual hat ein Ende.
 

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